Es ist das erste Herbstwochenende, die Tage werden kürzer, die Nächte frischer und morgens liegt Tau auf der Wiese. Zu dieser Jahreszeit sammeln sich im polnischen Odertal 10.000 Kraniche für ihren Flug nach Süden. Besonders auf deutscher Seite im Nationalpark Unteres Odertal kann man ihren Flug sehr gut beobachten.
Kurzerhand entscheiden wir uns unter die Hobby-Ornithologen zu gehen und brechen von Berlin auf ins nicht weit entfernte Odertal. Unser erster Anlaufpunkt ist Mescherin direkt an der Oder gelegen. Entgegen den Informationen einer der Szene bekannten Apps finden wir in Mescherin keinen Stellplatz für unser Reisemobil. Dafür aber einen sehr idyllischen kleinen Campingplatz direkt an der Oder. Die Betreiber finden gleich einen Platz für unseren Dicken. Da wir Mittig auf dem Platz stehen werden wir schnell zum Highlight des Platzes und müssen viele Fragen zum Fahrzeug und unseren Reisen beantworten. Natürlich stellt auch der ein oder andere fest, dass ein 4×4 Reise-LKW für die Uckermark nicht nötig sei. Natürlich nicht, aber wer gönnt sich schon den Luxus für ein Offroad- und ein Onroad- Reismobil.
Für den Abend entscheiden wir uns für einen Spaziergang entlang der Oder und über die polnische Grenze in den Grenzort Gryfino. Schon während dem Spaziergang können wir die einen oder anderen Kraniche, Gänse oder Enten beobachten.
Zum Einbruch der Dunkelheit finden wir uns mit anderen Hobby-Ornithologen an einem Beobachtungsturm direkt an der Oder ein. Pünktlich mit dem letzten Sonnenlicht kommen dann die Formationen an Kranichen angeflogen. Dabei sind sie auf dem Rückweg von den abgemähten Getreidefeldern auf deutscher Seite zurück zu ihren Quartieren auf der polnischen Seite. Quasi als Fress-Pendler überqueren sie täglich die deutsch-polnische Grenze bis sie endgültig für ihren weiten Flug gen Süden starten.
Nach einer regnerischen Nacht in der der Regen wildromantisch uns in den Schlaf prasselte starten wir am nächsten Morgen mit unserem Reisemobil gen Osten. Unser nächstes Ziel ist die polnische Hafenstadt Szczecin (Stettin).
Da Polen ein für uns nicht ganz durchschaubares LKW-Mautsystem hat und uns eine On-Board-Unit fehlt müssen wir der der Straßenwahl sehr vorsichtig sein. Bekannte von uns mussten schon mit ihrem Reise-LKW eine horrend Hohe Strafe zahlen weil sie ungewollt eine Mautstraße befuhren.
Nach Abstechern in mehrer kleinere Orte kommen wir am frühen Nachmittag in Szczecin an. Trotz der Größe ist schnell ein Parkplatz für unseren großen Grünen gefunden und wir machen die Stadt unsicher. Natürlich darf zum Mittagessen die typische polnische Mahlzeit Piroggen nicht fehlen.
Nach dem Abstecher nach Szczecin entscheiden wir uns wieder Richtung Süden aufzumachen und somit Berlin wieder etwas näher zu kommen. Nächste Station ist der Cedynski Park Krajobrazowych. Ein Nationalpark auf der östlichen Oderseite.
Auch hier hat die Oder mit ihren Auen ein schönes Feuchtgebiet geformt.
Nach dem obligatorischen Tanken geht es zurück über die Oderbrücke in Schwedt und über die Uckermark nach Berlin.
Für mich war es der erste Abstecher nach Polen. Ulrike hat schon eine mehrwöchige Reise durch das östliche Nachbarland unternommen. Wir werden mit Sicherheit zusammen nochmal zurück kommen. Als mögliches Reiseprojekt habe ich das Wandeln auf den Spuren meiner Großmutter im Auge, die aus dem heutigen polnischen Gebiet stammt. Die Recherchen laufen bereits!