Diese Etappe führt mich in einer großen Runde durch Schwaben über den Schwarzwald ins badische Rheintal und weiter über das Elsaß ins Saarland.
Aber erst einmal von vorne. Ich beginne meine Etappe in Günzburg und dem dortigen Legoland. Gemeinsam mit Lucky, dem reisenden Labrador mache ich mich auf den Weg Richtung Süden. Das erste Etappenziel heißt Bad Waldsee.
Jeder der schon einmal auf einem europäischen Campingplatz war wird in irgendeiner Form Kontakt mit der Firma Hymer oder einer ihrer 20 Tochterunternehmen gehabt haben. Die Ursprünge dieses größten europäischen Reisemobilherstellers liegen hier in Bad Waldsee. Hier gründet Erwin Hymer zusammen mit Erich Bachem sein Unternehmen was bis heute als Erich Hymer Group besteht. Dieser schwäbischen Erfolgsgeschichte ist es zu verdanken, dass wir heute in Bad Waldsee das Erich Hymer Museum besichtigen können.
Das Museum hat neben den ersten Hymermobils auch Exponate von anderen bedeutenden Herstellern sowie Prototypen oder Selbstausbauten ausgestellt. Es ist ein wirklich gut sortiertes Museum. Wie auf einer Zeitschiene reist man von Repliken der ersten Wohnwagen bis zu Studien autarker Reisemobile der Zukunft. Auf jeden Fall ist es ein Stop wert, wenn man in der Nähe ist.
Da wir zu spät für einen ausgiebigen Museumsbesuch ankommen entscheide ich erst einmal einen Übernachtungsplatz für uns zu finden. Angeblich gibt es auf dem Gelände der Erwin Hymer Werke einen Stellplatz. Allerdings finden weder ich noch mein GPS den Stellplatz und so entschließe ich mich weiter Richtung Zentrum etwas zu suchen. Jeder der schon einmal in Baden-Württemberg oder der Bodenseeregion im Besonderen versucht hat frei zu stehen weiß wie schwer das ist. An nahezu allen Parkmöglichkeiten stehen Verbotsschilder die das Parken nach 22 Uhr verbieten. Am Ende landen wir auf dem Wohnmobilstellplatz an der Bad Waldsee Therme. Der erste Anblick schreckt mich sofort ab! Fein säuberlich aufgereiht stehen hier die weißen Joghurtbecher in Reih und Glied. Auf den zweiten Blick gefällt es mir dann etwas besser. Für Lucky ist direkt angrenzend ein großes Waldstück und für sein Herrchen die Bad Waldsee Therme. So entschließe ich mich hier eine Nacht zu verbringen. Von unseren Nachbar bekommen wir in den nächsten 24h so gut wie nichts mit. Dafür kann ich abends bewundern wie überall aus den Reisemobilen wild flimmerndes Licht scheint. Nach einem ausgiebigen Spaziergang mit Lucky darf der sich in Ludwig ausruhen und für mich geht es in die Therme.
Mich zieht es natürlich direkt in den Saunabereich der Therme. Somit lasse ich die Solebecken alle links liegen. Der Saunabereich ist gerade erst eröffnet worden und so präsentiert er sich noch etwas spärlich. Überraschender Weise gibt es auch keinen Gastrobereich. Dafür kann man sich kostenlos mit Kaffe und Tee sowie Wasser selbst versorgen. Ein Konzept was mich erst einmal etwas verwunderte, aber im Laufe des Abends gewöhnte ich mich dran. Erst spät Abends kam ich Müde zurück zu Ludwig und musste schmunzeln, dass noch immer dieses grelle flimmernde Licht aus den restlichen Reisemobilen schien.
Am kommenden Morgen wurde erst einmal Bad Waldsee begutachtet. Es ist ein wirklich schöner Ort mit tollem altem Fachwerk und vielen kleinen Geschäften. Vielleicht fragen sich jetzt die einen oder anderen was daran so besonders ist. Wenn man aber auch Berlin kommt, dann freut man sich über so etwas! Nach der Ortsbesichtigung war nun das Erwin Hymer Museum an der Reihe. Ich muss sagen es hielt was es verspricht! Besonders begeistert hat mich der VW T1 von Jürgen Schultz der noch mit Originalausrüstung von der letzten Reise nach Afghanistan im Museum steht.
Nach dem Museumsbesuch zieht es uns dann gleich weiter Richtung Süden. Das Ziel für heute ist der Bodensee. Leider fing es den Tag über an zu regnen. Somit habe ich keine zu großen Erwartungen an das schwäbische Meer. Von Bad Waldsee ist es nur ein Katzensprung bis man den See in der Nähe von Friedrichshafen erreicht. Ich entscheide mich, da die weitere Reise eh nach Westen geht auch dem Nordufer nach Westen zu folgen. In den bekannten Orten Meersburg und Überlingen finden wir keinen Parkplatz und so folgen wir dem Nordufer immer weiter, bis wir in Radolfzell ankommen. Dort zeigt uns gleich am Ortseingang ein Hinweisschild den Weg zu einem Wohnmobilsstellplatz. Dieser befindet sich auf einer Halbinsel, der sogenannten Mettnau. Zu meiner Überraschung sind alle Parkautomaten außer Betrieb und somit stehen wir diese Nacht kostenlos.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang mit Lucky über die Mettnau mache ich mich auf den Weg ins Zentrum von Radolfzell. Was mir sofort positiv auffällt sind die wenigen Touristen hier in der Stadt. Radolfzell steht im Schatten von Kostanz und ist somit deutlich weniger touristisch erschlossen. Als Kurort sind hier eher die Kurgäste der Messerkliniken in der Überzahl. Wegen dem noch immer schlechten Wetter zieht es mich nich so weit durch die Stadt und ich verziehe mich lieber in ein Café. Bei einem leckeren Café beschließe ich, dass ich hier bestimmt nicht zum letzten Mal war. Radolfzell und Konstanz soll noch eine Chance bei Sonnenschein bekommen. Am späten Abend zurück im Ludwig studiere ich die Wetterkarten für die nächsten Tage. Aus dem Nieselregen soll in der Bodenseeregion und dem angrenzenden Allgäu sintflutartiger Starkregen werden und der DWD warnt vor örtlichen Überschwemmungen. Somit steht für mich der Plan fest! Ich quere die herannahende Front und mache mich auf den Weg durch den Schwarzwald ins badische Rheintal und das Breisgau.
Die Nacht in Radolfzell regnet es in strömen und so macht mir die Stadt den Abschied etwas leichter. Flotten Tempos geht es über Singen und Villingen Schwenningen Richtung Schwarzwald. Den quere ich über die B31 vorbei an Titisee-Neustadt und durchs Höllental bis nach Freiburg. Dort fahre ich einen Campingplatz mit angeschlossener Saunalandschaft an. Während der zweiten Saunarunde in drei Tagen und noch immer bescheidenem wenn auch nicht mehr so feuchtem Wetter beschließe ich als nächstes dem Saarland einen weiteren Besuch abzustatten. Die freien Tage sind auch gezählt und Termine treiben mich die kommende Woche wieder nach Berlin. So kann Ludwig im Saarland entspannen während ich mich mit dem Flugzeug auf den Weg nach Berlin mache.
Meine gesamte Süddeutschlandtour führte mich in 4 Wochen über 3000km durch Baden-Württemberg und Bayern. Angefangen hat alles im Schwarzwald und der folgenden Adventure Southside in Eigeltingen. Der Kreis schließt sich also mit meiner letzen Etappe von Radolfzell über Freiburg ins Saarland. Mir zeigte diese Reise wieder einmal was für ein tolles Reiseland Deutschland sein kann. Ganz einsam wird man nie sein und im Sommer ist es in den Bergen fast nicht möglich den Touristenströmen zu entgehen, doch trotz allem findet man immer wieder idyllische Orte zum entspannen und eine Infrastruktur für Reisende wie sonst in keinem anderen europäischen Land südlich der Ostsee.
Wenn euch meine Reise inspiriert hat, dann macht euch gleich im Frühjahr auf den Weg! Entdeckt Deutschland und lasst es mich wissen, was ich nicht gesehen habe oder was euch von meinen Erzählungen gefallen hat.