Diesmal führen uns unsere Reisepläne für mehrere Wochen nach Südosteuropa.
Bei unserer letzten Albanienreise hatten wir uns entschieden das nächste Mal noch weiter nach Osten zu reisen. Durch Gespräche mit anderen Reisenden und einiger Recherche sind wir auf Rumänien gestoßen.
Besonders die Anschaffung unseres voll geländegängigen Allradmobils und der Aussicht auf schöne Pisten in den Karpaten hat uns in unserer Reiseplanung bestärkt.
So machen wir uns das erste Mal mit dem großen Reisemobil, genannt Ludwig, bereit für eine längere Reise. Es war schon seltsam, dem langjährigen treuen Reisegefährt (VW T5 4Motion) den Rücken zu kehren und stattdessen mit unserem Oldtimer loszuziehen.
Es ist schon Mittag als wir endlich loskommen. Eigentlich sollte uns die erste Transitetappe bis nach Passau führen. Leider hatten wir unseren Plan ohne den Reiseverkehr in Richtung Südosten gemacht. Nach elendig langen Staus entscheiden wir uns für eine Nacht am fränkischen Altmühlsee. Wie sich herausstellt keine schlechte Entscheidung. Da wir schon Stunden auf der Autobahn verbrachten und keine Lust hatten noch einen Übernachtungsplatz zu suchen landen wir auf dem Wohnmobilstellplatz der Surfschule Altmühlsee. Unser Ludwig wurde abgestelltt und gleich darauf das iSUP (aufblasbares Stand Up Paddling Board) aufgeblasen. Feline war erstmals so begeistert von dem Brett, dass sie gleich mit Sabine aufs Wasser wollte. Dies war natürlich ein super Einstieg in diese Reise.
Der neue Tag geht gleich weiter wie der alte aufhörte, mit Stau! Leider wird uns diese Blechlawine noch lange begleiten, denn viele dieser Fahrzeuge haben das gleiche Reiseziel wie wir oder noch südlicher gelegene Länder. Es ist die Hauptreisezeit der rumänischen, bulgarischen oder türkischen Migranten zu den Ferien bei ihren Familien.
Nach zwei Stunden im Stau entscheiden wir uns die Autobahn vor Passau zu verlassen und einen Teil durch Österreich auf Landstraßen zu bewältigen. Dies hat zusätzlich den angenehmen Nebeneffekt österreichische Maut zu sparen. Bei Fahrzeugen über 3,5t zählt in Österreich eine Kilometerabhängige Maut und nicht die 10 Tagesvignette wie bei PKW. Somit schont jeder Kilometer weniger auf der Autobahn auch unsere Reisekasse.
In gemächlichem Tempo durchqueren wir im Berufsverkehr Passau und folgen dem Donautal Richtung Linz. Dies ist eine super Einstimmung auf unsere weitere Reise, denn wir wollen der Donau bis zu ihrer Deltamündung folgen. Wenige Kilometer hinter der Deutsch-Österreichischen Grenze finden wir einen kleinen Campingplatz direkt an der Donau.
Noch vor Linz entscheiden wir uns unseren Kraftstoffvorrat aufzufüllen. Mit Preisen unter einem Euro pro Liter ist es unschlagbar günstig. Hinter Linz geht es dann auf die mauttpflichtige Autobahn. Unser heutiges Tagesziel heißt Neusiedler See. Wieder einmal stehen wir für über eine Stunde im Stau. Hinter Wien in Richtung ungarische Grenze staut es sich mächtig und so sind wir froh in Neusiedl die Autobahn verlassen zu können. Nur wenige Kilometer sind es von hier bis nach Podersdorf, wo wir uns auf dem größten Campingplatz der Region, dafür direkt in erster Line zum See niederlassen. Hier stellen wir fest, dass dies absolut nicht unsere Welt ist. Wir sind sehr froh am nächsten Tag wieder abreisen zu können. Natürlich nicht ohne Spuren zu hinterlassen. Leider muss ein Weißwarencamper genau in dem Moment sich neben Ludwig breit machen als ich den Motor anlasse. Sabine die hinter Ludwig steht darf sich noch ein paar „nette“ Worte anhören und schon sind wir an diesem Ort verschwunden.
Ab der ungarischen Grenze beginnt für uns die eigentliche Reise. Wir betreten Neuland! Zwar ist uns Ungarn schon durch Budapest bekannt, doch ist es was völlig anderes Überland zu reisen.
Auf den mautpflichtigen ungarischen Autobahnen kommen wir sehr gut voran und nur wenige Staus bremsen uns aus. So verbringen wir diese Nacht nahe der rumänischen Grenze auf einem Campingplatz der eigentlich eher ein Parkplatz ist. Das gute an diesem Patz ist das direkt angrenzende Thermal-Freibad. Somit gibt es heute auch für Feine nochmal Programm. Zu unserem erstaunen gewährt der nette Chef des Bades uns freien Eintritt.
Endlich kommen wir an der rumänischen Grenze an! Wie erwartet müssen wir uns einer Fahrzeugkontrolle unterziehen. Die Kontrolle hat aber eher den Sinn der Fahrzeugbesichtigung als der Kontrolle und so stehen bald alle Grenzer, sowohl der rumänischen als auch der ungarischen Seite neben Ludwig und bestaunen das wohnliche Interieur.
Nach 30 min sind wir in Rumänien. Die erste Amtshandlung ist das organisieren einer rumänischen Vignette. Dies zieht sich weitere 45 min hin. Als es dann Nachmittags endlich weiter geht entschließen wir uns einen uns empfohlenen Campingplatz in der Nähe von Arad anzufahren. Dieser Platz unter rumänisch-niederländischer Leitung ist Teil einer Foundation für hilfsbedürftige Familien. So ist es uns ein Vergnügen mit dieser Nacht auch noch was für die Gesellschaft geleistet zu haben. Kurzerhand entscheiden wir uns auch einen Teil von Feines Kleider vor Ort zu spenden. Dieser Platz ist im Nachhinein betrachtet wirklich einen Empfehlung wert. Gerade einmal 6-8 Reisemobile finden auf dem Anwesen Platz. Abends kann man sich entspannt von der Familie mit rumänischen Gerichten bekochen lassen. Eine Speisekarte gibt es nicht. Gegessen wird was die Dame des Hauses auf den Tisch zaubert. So gefällt uns der Einstieg in ein für uns neues Reiseland.
Wir wollen endlich in die Karpaten und Ludwig in der Untersetzung auf Herz und Nieren testen!
Kurzerhand entscheiden wir uns, die Donau Donau sein zu lassen und verlassen die Europastraße lieber in Richtung Berge. Mühsam kämpft sich unser Oldi die karpatischen Serpentinen nach oben.
Mitten in den Bergen finden wir an einem kleinen Bach ein sehr idyllisches Nachtlager. Genau so haben wir uns das vorgestellt. Leider regnet es die halbe Nacht in Strömen. Am nächsten Tag müssen wir feststellen, dass die kleine feuchte Stelle bei der Zufahrt zu einem echten Wasserloch wurde. Nicht ahnend, dass dies eine der einfachsten Übungen bleiben wird, schlagen wir uns zur Asphaltstraße durch.
Rumänien ist ein langsames Reiseland. Meist schaffen wir nicht mehr als einen Schnitt von 40km/h. Sobald es auf Pisten weitergeht verringert sich der Schnitt nochmal deutlich. So vor allem als wir das Cerna-Tal durchfahren. Die Einfahrt ins Tal ist über Schotterpiste sehr gut zu erreichen. Nach Cerna-Sat rollen wir sogar wieder über brüchigen Asphalt. Fast schon enttäuscht erreichen wir einen großen Staudamm. Hier stehen wir plötzlich vor einem Schild das uns auf die Notwendigkeit eines 4×4 Antriebs für die nächsten 60km hinweist. Unsere Augen leuchten!
Sabine schaltet die Untersetzung dazu und schon sind wir auf unserer ersten Piste mit einem 12-Tonner! Nach wenigen Kilometern wird die Piste sichtlich schmäler. Nun sind wir auf einem schmalen Forstweg unterwegs und die Blättertunnel machen uns wirklich zu schaffen. Rechts und links rutschen die Äste an unserem Ludwig entlang und wir bereuen es keine Astabweiser montiert zu haben. Bei einigen Abbrüchen der Piste müssen wir sehr genau manövrieren um nicht mit dem hohen Gewicht abzurutschen. Für die Landyfraktion ist diese Piste mit Sicherheit unterstes Niveau, allerdings mit einem 12-Tonner schon eine Herausforderung. Bei einem Schnitt von 5km/h kann man sich ausrechnen wie lange wir für die 60km brauchen werden. Zum Glück lichtet sich der Wald nach 30km ein wenig. Da es schon spät ist, entscheiden wir uns einen Übernachtungsplatz zu suchen. Vorbei an staunenden Waldarbeitern erreichen wir auf über 1300m eine große Lichtung. Weit weg von jeder Zivilisation genau der Richtige Platz für uns zum Übernachten. Den anstrengenden wackeligen Tag beenden wir mit der Suche nach Feuerholz und dem Anzünden eines schönen Lagerfeuers.
Am nächsten Tag stehen uns noch die letzten 10km Piste bevor. So erreichen wir um die Mittagszeit die ersten Dörfer im nördlichen Cerna-Tal.
Nach zwei Tagen an denen wir nur mit Untersetzung unterwegs waren freuen wir uns auf Asphalt und somit auf zügigeres vorankommen.
Der Asphalt endet jäh, als wir die Transalpina erreichen. Eine weitere Karpatenüberquerung steht uns bevor. Wir sind sehr überrascht welch Vertrauen die Rumänen in ihre Kleinwagen haben. Trotz drehender Reifen und ständigem Aufsetzten arbeiten sie sich Meter für Meter den Berg hoch. Nach dem Einkauf am Straßenrand steht uns eine weitere wunderschöne einsame Nacht in den Karpaten bevor.
Wir entscheiden uns dem Hauptkamm der Karpaten zu folgen und wählen dazu die kleinste Straßenkategorie unserer Karte. In den kleinen Karpatendörfer stauen die Bewohner nicht schlecht, als wir mit unserem Oldtimer ankommen. Touristen sind hier äußerst selten, noch seltener ist wohl eine Familie in einem grünen Oldtimer Truck. Die Pisten werden immer schlechter. Durch den Regen der letzen Tage ist der Lehmboden sehr aufgeweicht. Entweder wir kämpfen uns mit Differenzialsperre den Berg hoch oder schlingern wie auf Eis den Berg runter. Als mir der klassische Anfängerfehler des Offroadfahrens widerfährt (Auskuppeln und Bremsen) schiebt Ludwig quer den Berg runter. Zum Glück rutschen die Hinterräder gegen einen kleinen Erdwall und es geht wieder gerade den Berg runter. Sabine und Feline sind begeistert von dem was Ludwig alles kann und ich schweißgebadet.
Nach soviel Aktion entscheiden wir uns für ein touristisches Highlight Rumäniens. Wir nehmen die Transfagarasan unter die Räder. Diese nutzlose Straße, die als reines Prestigeobjekt des kommunistischen Regimes gilt, zählt zu einer der spektakulärsten Straßen der Welt. Dementsprechend ist auch der Verkehr. Bei über 15% Steigung und einer Passhöhe von über 2000m Höhe kämpfen wir uns im 2. Gang mit einer dicken schwarzen Rauchwolke den Berg hoch. Vergleichbar ist die Transfagarasan mit den Trollstiegen in Norwegen. Als wir diese damals noch mit unserem Bulli befuhren war es so nebelig, dass wir die Schönheit nur erahnen konnten. Diesmal sollte es anders sein. Bei herrlichem Sonnenschein überqueren wir das Faragas-Gebirge.
Nach mehreren Nächten in den Karpaten und wegen fast leeren Wassertanks entscheiden wir uns die nächste Nacht wieder auf einem Campingplatz zu verbringen. So fahren wir den Campingplatz „De Oude Wilg“ in Carta an. Auch hier finden wir einen kleinen unscheinbaren Campingplatz mit viel Flair vor.
Nach einer ruhigen Nacht, warmer Dusche und dem Bunkern von Wasser geht es weiter in Richtung der nächsten touristischen Attraktion Rumäniens, Der Burg von Bran. Davor wollen wir noch dem Bärengehege von Zarnesti einen Besuch abstatten. Leider hat dies bereits nach 11 Uhr geschlossen und wir müssen unverrichteter Dinge weiter nach Bran fahren. Wir sind etwas überrascht von dem Ansturm der Touristen nach unserer ruhigen Zeit in den Karpaten. Die Burg, die auch als Dracula Burg gilt, ist wirklich sehenswert. Sehr gut erhalten mit einem schönen Inventar. Allerdings hat sie mit Dracula wenig zu tun. Der Graf der aus Romanvorlage gilt verbrachte nur wenig Zeit auf dieser Burg. Auch hier entscheiden wir uns aus Zeitgründen für den schnellen Weg und fahren den „Vampire-Camping“ in Bran an. Der Platz gibt leider sehr wenig her. Da hätten wir uns lieber etwas mehr Zeit nehmen sollen und einen freien Stellplatz suchen, zumal wir morgen eh wieder nach Zarnesti zu den Bären wollen. Hier auf dem Platz treffen wir andere Overlander von der Mosel die gerade auf dem Weg nach Westen sind.
Zurück bei den Bären freut sich Feline sehr, denn ihr Besuch am Tag zuvor musste unter vielen Tränen verschoben werden. Das Bear Sanctuary von Zarnesti ist ein Zufluchtsort für aus Gefangenschaft befreiten Bären. Jeder Cent des Eintritts kommt ihnen direkt zu Gute. Es ist wirklich sehr interessant. Die Führung auf Englisch gibt viele Informationen über die Bären in Rumänien und anderen Ländern des Balkans. Das Sanctuary ist nur im Rahmen einer Führung zu besuchen und Führungen finden nur um 9, 10 und 11 Uhr statt.
Von hier aus soll uns unser Weg noch einmal über die Karpaten nach Süden führen. Das nächste Ziel ist Constanta am Schwarzen Meer. Dazu kommen wir dann aber im zweiten Teil des Berichts über unsere Rumänienreise.